Montag, 27. September 2010

Kinderprogramm

Seit einer Woche sind wir erst unterwegs. Die Zeit dehnt sich aus, so wie wir es kennen aus den früheren Reiseerfahrungen bei dieser Intensität von Neuem und Ungewohntem. Die Tage vergehen zwar im Handumdrehen, rückblickend scheint unsere Abreise aber schon sehr weit zurückzuliegen.
Die Kinderwelt nimmt uns voll in Anspruch und die Zeit zum Schreiben, sowie zum Lesen oder Musizieren ist sehr beschränkt. Dies könnte sich langsam ändern, wenn wir nun einen Ort finden, wo wir uns vorübergehend niederlassen könnten, sodass sich die Kinder selbständiger orientieren können.
Die konstante Nähe zur Familie ist eine Herausforderung, die nur mit Gelassenheit, Distanz zu den Problemchen und einer massvollen, bewussten Abgrenzung der eigenen Bedürfnisse bewältigt werden kann.
Die Kinder leben voll und ganz im Moment. Die Kraft des Unmittelbaren, die Magie des Augenblicks wird so zum roten Faden der Wahrnehmung. Oft ertappe ich mich, wie mich dieser Sog in seinen Bann zieht. Dadurch entstehen Situation, wo ich mich selber als eher distanzierende, reflektierender Mensch, selber fast nicht mehr erkenne, oder besser ausgedrückt, in denen ich das Kind in mir wieder auferstehen lasse. Diese Kinderwahrnehmung führt genauso zu Glücksmomenten wie auch zu spontanen Streitereien und unmittelbarer Verzweiflung.
Das Thema Kind sein und die ständige Veränderung des Reisens, der Fluss des naiven Wahrnehmens, des erstmaligen Erlebens und des unverdorbenen Staunens wird uns wohl nun Monate begleiten.
Beim heutigen Mittagessen waren wir plötzlich inmitten einer sehr philosophischen Diskussion dank Lia's Neugierde und hartnäckigem Fragen. Es ging um den Himmel, ob dieser schon immer da war, von wo er dann kommt und wie Gott ihn erschaffen hat, warum und wie dann wohl Gott entstanden ist, und ob es die Luft schon vor dem Himmel gegeben hat, oder was den vorher eigentlich war… all die Fragen nach dem Ursprung der Schöpfung während einem ganz banalen Reis-, bzw. Spaghettiessen.