Sonntag, 26. September 2010

Nachtzug in den Süden

Der Portier schaute völlig entgeistert aus seinen sonst immer freundlich lächelnden Augen, als ihn Simea mit voller Wucht anschrie, nachdem er sie leicht am Arm angefasst hatte: Ein Kultur- und Generationenzusam-menprall von erster Güte. Simea lässt sich nun nicht einfach so von fremden Menschen anfassen und der freundliche Portier ist schockiert ob so viel europäischer Distanz, da es die Thais als völlig normal empfinden, dass sich auch Unbekannte herzliche anfassen. 
Nach 4 Tagen in Bangkok rollen wir im Nachtzug gegen Süden durch die Vororte der chaotischen Metropole. Viele Baustellen, unzählige von Rollern und Autos verstopften Strassen. Überall Kanäle und aufgestelzte Holzhäuser, immer wieder die Bilder von König und Königin, sowie unzählige Schreine, Altare und Opferstädten in Rausch der Abendstimmug. Die untergehende Sonne taucht dieses ruhige Chaos in eine trügerische Grossstadtromantik. Trotz des Baubooms und der hohen Anzahl von teuren Überland-Cruisern und Prestigemarken, zeigt sich die Armut an allen Ecken und Enden, wenn zum Teil auch sehr diskret. Bettler sehen wir auffallend wenige und die Strassen sind erstaunlich gepflegt. Auch sind Stromversorgung und Abwasserkanäle einigermassen unter Kontrolle, so scheint es jedenfalls. Aufgrund der "chaotischen Ruhe" frage ich mich, ob da der Buddhismus wohl seine Beitrag leistet? Oder ob diese Gelassenheit aus Klima, Schicksals-ergebenheit oder von wo auch immer herrührt?
Die Reise nach Trang dauert so gegen die 15 Stunden, kann sich locker um 2-3 Stunden verlängern je nach Saison. Dieses Mal aber scheint alles fahrplanmässig abzulaufen, sodass wir um 8 Uhr im Provinz-bahnhof von Trang einfahren. Das TukTuk wartet bereits auf uns. Neben einer zweiten Familie mit zwei Töchtern sind wir die einzigen Touristen, die aus dem Zug aussteigen. Die Stimmung ist ruhig. Leichter Monsunnebel dampft über den Dächern. Die Restfeuchte vom gestrigen Regen strebt gegen den Himmel, um bald wieder von den hinten am Horizont herannahenden Wolkentürmen ausgeregnet zu werden.
Freundlich werden wir von einer älteren Frau empfangen, die uns sogleich in ihr kleines unwahrnehmbares Guesthouse führt, um auf den nächsten Minibus zu warten, der uns in 1 ½ Stunden nach Ko Lanta bringen soll.

Die Busfahrt kommt einem kleinen Test gleich, wie sich die Kinder nach 15 Stunden Reisen bei Hitze und allmählichem Hunger durchschlagen. Wir staunen, wie problemlos, dass alles abläuft, trotz je einer kleinen Krise pro Kind. Nach Mittag erreichen wir endlich verschwitzt und müde das Meer und setzen uns mit erlösendem Blick in die Weite unter die Palmen.