Donnerstag, 10. März 2011

Klimawechsel


Unsere Drukair-Maschine soll morgen um 04.45 abheben. Es ist 18.30 und noch immer warten wir auf die definitiven Visa für die Einreise nach Bhutan. Der Flug ist gebucht, die Koffern gepackt, eine telefonische Bestätigung für die Einreise angekommen und mental sind wir schon umringt von 7000-ern. Aber das entscheidende Email kommt einfach nicht. Ohne Visa-Nr. können wir in Bangkok nicht einsteigen. Unsere Nerven liegen blank, es ist heiss und wir halten die pausenlose Hektik der Strassenschluchten beinahe nicht mehr aus.
Endlich gegen 21.00 Uhr, der letzte Mailcheck, und das erlösende Attachement ist da! Der Moment ist gekommen, mit einem grossen Thai-Bier die Anspannung der letzten Tage runter zu spülen und die Vorfreude auf die Perle des Himalayas zu richten. Kaum 1 Stunde Schlaf finden wir, bevor wir mit Sack und Pack um 02.00 Uhr aufbrechen. Draussen auf der Strasse ist immer noch der Teufel los: Hitze, Musikdröhnen, betrunkene, herumgrölende Touristen aus aller Welt umringen unsere verschlafenen Blicke. Das Ganze wirkt wie ein surreales Theater auf die vollbepackte Reisegruppe "4girlsand1oergeli".
Schon am Flughafen merken wir, dass Bhutan ein ungewöhnliches Reiseziel ist. Es geht langsam vorwärts, denn bereits beim Check-In werden die Visa geprüft. Neben einer holländischen Film-Crew und zwei älteren Kulturreisenden sind wir die einzigen Europäer. Kein Wunder, nachdem wir nun wissen, wie schwierig es ist, in dieses Land zu kommen, ohne den 200 Dollar-Tagestarif zu bezahlen.
Die Aufregung ist zu gross, als dass jemand schlafen könnte im Flugzeug. Schon bald eröffnet sich gegen Osten hin ein feiner roter Streifen am Horizont, der den Morgen ankündigt. Nach 2 1/2 Stunden beginnt bereits der Sinkflug. Greller Dunst lässt einen die Riesen des Himalayas nur erahnen. Plötzlich aber ragen die verschneiten Gipfel geisterhaft und majestätisch ins Blau. Unsere Maschine schüttelt vorübergehend durch unstabile Luftschichten. Dank dem traumhaften Wetter fliegen wir aber bald ruhig Richtung Paro, dem einzigen Tal Bhutans, das eine Landung mit grösseren Maschinen erlaubt. Nahe ziehen die leicht verschneiten Hochebenen an uns vorbei, das Morgenlicht verbreitet Hochstimmung und lässt vergessen, wie anspruchsvoll dieser Anflug ins Land des Donnerdrachens ist.
Um 7.02 Uhr setzen wir auf der noch im Schatten liegenden Landebahn auf. Auf der Flugzeug-Treppe weht uns ein eisiger Morgenwind entgegen. Irgendwie bleibt uns der Atem weg beim Betreten dieses Landes. Wir haben nicht nur das Klima gewechselt, sondern sind in einer anderen Welt angekommen, einer Welt voller Würde, Ruhe und Magie.

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