Donnerstag, 16. Dezember 2010

Big Mac sMall World

Es glitzert im Konsumuniversum der Shopping Mall SM Baguio. Überall funkeln und leuchten die farbigsten Weihnachtslichter durch Regale, neben Kassen und über den Ladeneingängen. Der Kitsch kennt keine Grenzen und Schneeflocken, Engel und Weihnachtsmänner tanzen so aufdringlich, dass es selbst für abgebrühte Christmas-Shopper schon bald eine Verschnaufpause im Karaoke-Übungsraum oder ein Kaffeehalt mit Croissant in der Swiss Bakery ansteht.
Wir sind nach fast 3 Wochen eher bescheidenem Lebensstil in den Bergen mitten in die Endphase der philippinischen Weihnachtsmanie hineingeschlittert. Die grösste Mall der Bergstadt Baguio bietet dazu alles, was die globalisierte Oberschicht begehrt. Soll der Rausch wirklich einfahren, muss das nötige Kleingeld allerdings vorhanden sein. Die Preise sind stolz, das Angebot verlockend und bekanntlich sind die Philippinos nicht so leidenschaftliche Sparer wie die Schweizer.
Das 4-stöckige schiffartige Gebäude lässt uns verweilen. Mei liegt seit 1 Stunde als Geburtstagskind im Beauty-Salon und die Mädchen und ich ziehen als Weihnachtsattraktion durch den lärmigen Unterhaltungstrakt. Überall schallt uns Musik entgegen. Meistens bekannte Melodien aus den Achzigern oder seichtes Aktuelles aus der Popwelt. Philippinische Musik scheint nicht zu existieren, weder in den Plattenläden noch sonst irgendwo. Der grosse Traum widerspiegelt sich im Erfolg des Karaokekultes. Die Philippinos sind prädestiniert, keine eigene Musik zu pflegen, sondern alles irgendwie zu kopieren. Je peinlicher die Imitation ist, desto mehr Erfolg ist ihr sicher, jedenfalls auf der Karaokebühne.
Ständig werden wir angehalten für Fotos von den Kindern. Geduldig spielen wir mit, bis wir uns allmählich nicht mehr wohl fühlen. Wir merken, wie wir in dieser künstlichen Welt in eine Rolle, in ein Theater hineinlaufen, die perfekt passt zu dieser Karaoke-Konsumgesellschaft, in der virtuelle, reelle und imaginäre Welten ineinanderfliessen. So nehmen wir Platz auf dem riesigen Weihnachtssofa zwischen Kokos- und Fruchtsaft-Ständen, um in dessen rotem Polster die Fotoblitze abfedern zu lassen. Erschöpft taumeln wir Richtung Verpflegungsetage und landen vor einem Bic Mac, der exakt gleich schmeckt wie irgendwo sonst auf der Welt. Die Pommes sind mittelprächtig knusprig, die Abfalltürme werden korrekt entsorgt und die Toiletten glänzen fröhlich, wie sonst irgendwo in den 38'000 Filialen des American Way of Taste. Mit halbleerem Magen steigen wir vom Shopping-Hügel hinab, um unsere Sinne im realen Kleinstadtalltag zu erholen.