Mittwoch, 1. Dezember 2010

Kaffeepause

Kaffeetrinken als Bestandteil einer globalisierten Alltagskultur bedeutet auch für den Reisenden ein angenehmes Ritual geschmacklicher Geborgenheit. Allerdings verlangt der asiatische Kulturraum viele Kompromisse, die glücklicherweise oft nicht immer ringsum das Nestlé-Imperium kreisen. Nescafé hat aber offensichtlich fast jeden Winkel der Welt erreicht und die Geschmacksglobalisierung entscheidend mitgeprägt.
Ich besichtige die Kaffeerösterei in Lagawe hinter der Kirche zwischen ungemistetem Entengehege und verwildertem Gemüsegarten. Die Röstmaschine wurde soeben mit einem neuen Motor bestückt, der wegen einem Produktionsfehler die gesamte Kaffeeproduktion der Provinz Ifugao lahmlegte. Die Kapazität von 6 Kilo Kaffeebohnen pro Stunde ist bescheiden, die Produktion aber zentral, um ein traditionelles einheimisches Produkt wieder neu beleben zu können. Als nämlich der Weltmarktpreis des Kaffees zusammengebrochen ist, stellten hier die meisten Bauern auf lukrativere Produkte um, die inzwischen auch nicht mehr rentieren. Die Wiederbelebung des lokalen Marktes verläuft harzig. Viele Bauern sind nicht bereit längerfristig zu planen, was beim Kaffee und dessen Vertrieb zentral wäre. Es mangelt vor allem an der Bergsorte "Arabica", aber auch "Robusta" ist eher knapp zur Verfügung und vermag selbst die niedrige Kapazität der hiesigen Rösterei nicht auszulasten.
In Thailand zog ich es vor, als leidenschaftlicher Qualitätskaffeetrinker, eine "Kaffee-Pause" einzulegen, was dazu führte, dass ich zwei Monate jeweils ohne Koffein  wach wurde und blieb. Da dort die kulinarischen Rahmenbedingungen so vielfältig und abwechslungsreich sind, kann Nescafé schnell vergessen werden. Dies ist leider auf den Philippinen nicht der Fall. So hat mich der globalisierte Nahrungsmix zwischen amerikanischem und chinesischem Fast Food wieder in ein Koffeinbedürfnis getrieben. Der Kaffee gehört nun wieder zum Tagesablauf, vor allem hier in den Bergen, wo es erstens kühl ist, zweitens die lokalen Bauern unterstützt werden und drittens der Kaffee bedeutend besser schmeckt als im Tiefland. Diese drei guten Gründe reichen aus, um den Kaffee gezielt gegen die kulinarische Depression der Philippinen-Diät einzusetzen.

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