Sonntag, 13. Februar 2011

Grünfutter

 Grell blendet uns das Grün entgegen, das hinter dem Schulhof des Waisenheims leuchtet. Die Salatbeete sind gut gepflegt, die Kräuter gedeihen üppig und die Erde scheint gut gewässert. Hinter dieser Gartenanlage steckt ein pädagogisches System, das die hiesige Suppen,- und Salatkultur widerspiegelt: Jeden Morgen um 6.00 werden die Beete von den Schülern gewässert und gepflegt, um schliesslich die Ernte regelmässig an die hauseigenen Küche zu verkaufen. Das Kleingeld reicht aus, um neue Saat und ein wenig in die eigene Tasche zu streuen. So umgibt ein riesiger Gemüse,- und Kräutergarten das Areal, dankdem Disziplin, Verantwortung und Gesundheit in den Schulräumen wächst.
Die Unmengen von Grünfutter, die in der laotischen Küche für gesunde Kost sorgen, erleben wir hier tagtäglich in den Suppen, Salaten und eigentlich fast in jedem Gericht. Auch das Bild dem Mekong entlang oder in den Aussenquartieren der Stadt bestätigt diese ausgeprägte Krautküche. Überall schmücken Gemüsegärten die Umgebung und Körbe voller Grünzeug dominieren die Marktfarben.
Es hat eine Weile gedauert, bis wir diese Krautkultur richtig begriffen haben. Schliesslich gelingt einem das nur, wenn man nicht in den Restaurants die Ballaststoffe sucht. Denn der Graben zwischen Strassenküche und Touristeversorgung klafft hier noch viel tiefer als im benachbarten Thailand. Das Lao-Essen in den Restaurants ist nicht nur eher teuer, auch sind die Portionen für uns ungewohnt bescheiden und Vieles kommt irgendwie unnatürlich, für Ausländer aufgemotzt daher. Deshalb essen wir nur noch Reis,- oder Nudelsuppen mit Bergen von Grünfutter zum Morgenessen. Dies ist nicht nur gesund, sondern es macht auch Spass, die Suppen selber individuell zu gestalten. Koriander, Schnittsalat und Frühlingszwiebeln verkrauten sich dann mit Bohnen, Pfefferminzsorten und Spinatblättern. Auch Sojasprossen, Chinakohl oder Knoblauch fehlt nicht und stimmen mit Kresse, Lattich und Limonen in den grünen Chor ein. Die Kinder schleppen dann noch Blüten und Kräuter aus dem Wald, wo kulinarisch Verwertbares in Hülle und Fülle wächst. Auch Lia und Simea kennen bereits etwas dieser essbaren Flora, was sie auf Streifzügen durchs Grün mit den Einheimischen gelernt haben. 
Nach anfänglichen Schwierigkeiten, haben wir die kulinarische Kurve nun doch noch gekriegt, sodass die beiden Vegetarierinnen Lia und Simea voll auf die Rechnung kommen. Einzig Enya als unermüdliche Fleischkatze hat noch etwas Mühe mit der grasig-grünen Kost. Da sich bei ihr die Empathie gegenüber den Tieren noch in Grenzen hält, bleibt sie bisher fast nur an Eiweissen interessiert...

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