Montag, 21. Februar 2011

Heimatklänge



Die abendlichen Klänge über dem Nam Khan River sind gedämpft. Der Keilriemen des kleinen Kieswerks nebenan ruht dank einer Panne. Die spielenden Kinder am gegenüberliegenden Ufer lachen, kreischen und johlen. Die Stille der Nachmittagshitze wandelt sich nur langsam in kühlere Klänge. Die Zeit ist reif für eine musikalische Premiere im Fluss: Zu Beginn etwas zaghaft, dann zusehends entschlossener legen sich die fremden Klänge meines Schwyzerörgelis über die Wasseroberfläche. Die Köpfe drehen sich teils erstaunt und befremdet, meist aber neugierig. Schon stehen die ersten Kinder auf der kleinen Sandinsel, von der die urchigen Klänge die Umgebung verwirren. Kinderlachen mischt sich in den Takt. Die ungewohnten Geräusche werden schnell als willkommene Abendunterhaltung aufgenommen.

Beim fast schon meditativen Örgele spüre ich diese Bodenhaftung, die mir Ruhe und Ausgeglichenheit in den verschiedensten Milieus spendet. Als ob diese musikalische Verwurzelung Gefühlen Ausdruck verleiht, die ringsum den Globus geteilt werden: Eine Kultur-Brücke, mit den Pfeilern der Tradition und der Architektur eines musikalischen Gedächtnisses, die von Herz zu Herz verstanden wird.
Mein Kundtun schweizerischer Volkstradition geht einher mit der Suche nach hiesigen Volksliedern. Laos ist dazu bestens geeignet, beschränkt sich doch westliche Musik auf jene Orte, wo sich nur Ausländer aufhalten. Die kulturelle Verbundenheit mit Nordthailand ist in der Musik unüberhörbar, da sowohl Thai- wie auch Lao-Volksongs die melodiöse Landschaft hier prägen.
Im Musikgeschäft finde ich zwar die mir empfohlenen Titel nicht. Die zierliche, hübsche Verkäuferin versteht mit einigen englischen Wortfetzen meine Wünsche aber so gut, dass ich schliesslich 3 Dutzend laotische und thailändische Songs finde. Obwohl der Musikgeschmack der Jugend eher richtig Soft-Pop driftet, überdecken die einheimischen Klangspuren noch immer den westlichen Einfluss.
Mein kleines "Ständli" am Fluss verliert sich in eine regelrechte Übungsstunde mit gross und klein. Ich schliesse die Augen, ziehe und stosse, atme ein und aus und lasse die Bässe in den Klangteppich der Dämmerung eintauchen. Diese Töne spenden sowohl Schatten bei emotionaler Überhitzung, wie auch Zuflucht in nostalgischen Augenblicken.

Keine Kommentare: