Freitag, 14. Januar 2011

Buddhakinder

Inwiefern hilft der Buddhismus bei der Kindererziehung mit? Lernt uns der buddhistische Weg den Umgang mit Kindern? Lernt uns allenfalls der Buddhismus etwas über die Kinder? Oder suchen wir vergebens ein "Werdet wie die Kinder!" in der Tradition Buddhas? Gehört den Kindern das Nirvana wie das Himmelreich?
Wenn der Weg das Ziel ist, wie sollen wir dann unseren Kindern Manieren beibringen oder sie zur Selbständigkeit erziehen?
Eher ratlos schwimme ich in den alten Pali-Texten der Lehrgedichte und Geschichten aus Buddhas Zeiten. Bisher scheint guter Rat teuer, inwiefern die buddhistische Überlieferung als pädagogische Inspiration dienen könnte. Die Suche endet bei philosophischen Konstrukten in einer Sackgasse. Umso spannender zeigt sich aber die Praxis über die Jahrhunderte als ein Weg des Lernens, Übens und der Disziplin. Dieser Weg ist im Kinderalltag ebenso steinig wie voller Überraschungen, ebenso ermüdend wie erfüllend. Deshalb lohnt es sich bei den zentralen vier Grundgedanken des Buddhismus vor allem den letzten, den praktischen "Wanderführer" des achtfachen Pfades genauer anzuschauen. Im Gefüge zwischen Weisheit, Sittlichkeit und Vertiefung rücken Achtsamkeit und Gelassenheit in den Fokus der erzieherischen Herausforderung.
Wenn im Bus alle 3 Mädchen gleichzeitig auf das überflutete Bus-WC stürmen, Lia und Simea in der Tempelanlage plötzlich aufeinander eindreschen oder Enya Tischtücher und Wände in aller Ruhe bemalt, dann ist Handeln gefordert. Gutgemeinte Tipps und Tricks versagen oft in der Hitze des Gefechts. Das richtige, spontane Handeln, ohne Wutausbrüche und genervte Kraftausdrücke sollte sich jederzeit an den wohlklingenden Idealen des Buddhismus orientieren können. Solche Alltag-Stresssituationen können aber nur durch die regelmässige Pflege der Achtsamkeitsübungen besser gemeistert werden. So kann unser Bewusstsein eingestimmt werden, um all den Kinderüberraschungen gelassen entgegenzutreten. Durch die Praxis der Achtsamkeit können wir dem Augenblick so entgegentreten, wie es die Kinder natürlicherweise auch tun: Voll und ganz im Hier und Jetzt eintauchen, um den gegenwärtigen Moment mit Aufmerksamkeit zu füllen.
Die Kinder sind unsere ständig präsenten Zen-Meister: Sie holen uns immer wieder zurück in den gegenwärtigen Augenblick und sind die besten Lehrer, um uns zu zeigen, dass nichts bleibt wie es ist.