Mittwoch, 26. Januar 2011

Enya's Geburtstag


Die Nacht war so kalt wie noch nie seit wir unterwegs sind. Der Morgendunst liegt immer noch kühl über Chiang Khong am thailändischen Mekongufer. Kaum wärmen die ersten Sonnenstrahlen unsere verschlafenen Glieder, fahren wir bereits los zum thailändischen Grenzposten, wo dieselben Strahlen magisch goldgelb in den träge dahinfliessenden Wassermassen glitzern. Am Grenzposten wird Enya von den herumstehenden Grenzbeamten begrüsst. Die Passkontrolle bezeugt es: Sie ist das heutige Geburtstagskind. Ihre Augen leuchten, sie hat einen guten Tag erwischt und strotz vor Selbstvertrauen. Auch ihr Blick schweift ans andere Ufer. Wir überqueren mit dem Longtailboot, gut bepackt wie üblich mit Kinderwagen und Schwyzerörgeli, den legendären Grenzfluss zwischen Laos und Thailand. Mit den 3 Mädchen geniessen wir auch Vorzugsbehandlung für die laotischen Formalitätesprozedur und werden so quasi durchgewunken zum kleinen Bruder Thailand's.Die kleinste Schwester des 3 Mädelhauses macht schon mächtig Stimmung im Tuk-Tuk und während des staubigen Wartens. Mit ein wenig Verhandlungsglück fährt das Geburtstagskind doch noch gratis mit. Da dies mit der hiesigen Bürokratie nicht vereinbar ist, musste sie von der Passagierliste offiziell gestrichen werden. So hat sie nun das Privileg als offizielle Schwarzfahrerin, als Nicht-Passagierin, ihren Geburtstag zu zelebrieren. Am Mittag besteigen wir endlich unseren Mekong-Kahn : Ein altehrwürdiges Holzschiff, das schon einige Flussgeschichten über Deck gehen liess. Mir scheint's als ob es das Flusstempo als sein Herzschrittmacher gebucht hat.
Enya ist inzwischen eingeschlummert, um für die bevorstehende Geburtstagsfahrt so richtig fit zu sein. Die Reise führt durch teils völlig unberührte Gebiete vorbei an schroff schwarzen Felsen, weiss schimmernden Sandbänken und grün leuchtendem Wald. Das volle Boot gleicht einer ausgebuchten Touristenschaukel. Für Einheimische hat's heute nur wenig Platz, deshalb halten wir während den 6 Stunden Fahrt nur gerade einmal, um zwei Beamten abzuladen und einen Stempel einzuholen.
Endlich, direkt hinter dem Rücken des Kapitäns, zünden wir die zwei Kerzen auf dem 7Eleven-Weissbrotkuchen zur Feier des Tages an. Während diese im Fahrtwind flackern, stimmen wir ein kräftiges "Happy-Birthday" an. Das halbe Boot singt sofort mit, sodass unsere kleine Prinzessin so verlegen wird, dass ihre leuchtenden Augen feucht werden. Sie fängt sich auf und als sie zum Höhepunkt ein richtiges "Bääbi" auspackt und in die Höhe streckt, plappert sie wie wild drauf los und strahlt über unseren Kahn in den Mekong hinaus.

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