Freitag, 21. Januar 2011

Lächeln bitte!

Im Land des Lächelns strapazieren die eher ernsten und leicht angespannten Gesichter der Touristen oft die so frohe Thai-Mentalität. Umso mehr wir uns an der Touristenfront bewegen, desto aufgesetzter ist das Lächeln. Häufig verschwindet dies verständlicherweise ganz. So hören wir auch von vielen Reisenden, dass in den momentan überfluteten Touristengebieten sowohl der Charme wie auch die gute Laune verflogen sind. Der Massentourismus und die Mentalität gewisser Urlauber haben dazu geführt, dass die spontane Freundlichkeit der Thais im besten Fall noch zur Dekoration eingesetzt wird.
Kaum landen wir wieder einmal im Hinterhof oder an einem Ort, der weder aufgesetzte Idylle noch kommerzielle Ansprüche ausstrahlt, ist das natürliche Lachen wieder die dominierende Kommunikationsform. Dass der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ein Lächeln ist, haben die Thais so verinnerlicht, dass der sonst eher dürftige englische Austausch  Nebensache wird. Dies wird durch die Kinderkommunikation noch verstärkt. Das erlösende Lächeln der Kinder ersetzt dadurch oft die eher anstrengenden, sich wiederholenden Small-Talks mit den Einheimischen. Mit Lächeln geht es immer irgendwie.
So zum Beispiel auf dem Markt beim Feilschen: Wer nicht lächelt kommt weder auf einen guten Preis, noch auf gute Qualität. Mei hat dies schon mehrmals erfahren und bemerkt, dass mit zu viel Ernst das Spiel schnell verdorben ist. Ein Lächeln versüsst jedes Verhandeln und muss als Strategie eingesetzt werden, um zum Ziel zu kommen.
Das Lachen ist Dauer-Programm und erleichtert deshalb so ziemlich alles, was zum Leben gehört. Vielleicht ist dies mit ein Grund, wieso Kinder so beliebt sind hier, denn das Kinderlachen kennt noch wenig taktische Spielchen und strahlt gerade deshalb so natürlich und spontan in die Welt hinaus.
Da das Lachen mit all seinen Fazetten den Umgang zwischen Thais und Reisenden prägt, wirkt es umso befremdender, wenn dieses Zeichen ausbleibt. Die fehlende spontane Freundlichkeit wird für uns zum Symbol von Orten, die zu meiden sind. Diese Orte können auf den ersten Blick noch so idyllisch, bezaubernd oder attraktiv wirken. Wenn das Zeichen eines frohen Gemütes verschwunden ist, ziehen wir jeden Hinterhof oder Wartesaal vor, der vom Hauch des Thai-Blinzeln besonnt ist.

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