Donnerstag, 20. Januar 2011

Schnappschluss

Google-Photos für Kamerapannen
Ein grosser Teil der Reisezeit bei allen Typen von Reisenden wird der Photokamera gewidmet. Sie scheint als vorherrschende Erinnerungstechnik die Welt der Touristen zu dominieren. Nicht nur während den zahllosen Eindrücken, die während des Tages festgehalten werden, prägt das Fotografieren den Blick des Neugierigen. Auch abends, im Zug oder Bus, manchmal an den unmöglichsten Orten, frisst das Sortieren der besten Bilder, das Versenden und Bearbeiten enorm viel Zeit.
Wir sind im Elephanten-Camp in Chang Mai und schauen den Elephanten bei der Morgendusche im Fluss zu. Eindrücklich nicht nur für die Kinder, was in dieser Elefantenschule mit 71 Elefanten alles so abgeht. Wie viele andere versuchen auch wir an diesem Morgen das Spektakel abzulichten, die spektakulären Momente einzufangen und visuelle Erinnerungen zu sammeln. Doch bei eben dieser Morgendusche versagt die Technik, nichts geht mehr und wir sind gefordert, sobald wie möglich, den Fotoblick aufzugeben, und die Eindrücke ganz natürlich reinzuziehen, ohne den Gedanken an das nächste Bild. Durch den Verlust der Kamera wird diese Übung sehr spannend und wir haben endlich Zeit, all diese Foto-Junkies, zu denen wir bis vor kurzem noch gehörten, genau zu beobachten.
Google-Photos für Kamerapannen
Gebannt verfolgen wir die eindrücklich dressierten Elefanten, zuerst mit ein wenig Wehmut nach der Kamera, dann immer entspannter ohne den weitverbreiteten "Fotoröhrenblick". Beim genauen Beobachten der blitzenden, filmenden und posierenden Touristenschar erscheint die Photomanie immer absurder: Gestresste Familienväter, Perspektivendiskussion, Filmpositionen und genervte Fotofreaks europäischen Schlags gehören ebenso dazu wie das ewige Posieren der Asiatenfamilien im kitschig romantischen Stil.
Als wir am Ende der Elefantenshow wieder einmal zum beliebten Fotosujet werden, mischen sich auch noch die Elefanten unter uns. Es wird gefüttert, gelacht und posiert. Natürlich spielen da auch die Elefantenführer mit und verdienen dabei nicht schlecht. Das Spiel geht so weit, bis mich ein Elefant mit dem Rüssel nicht mehr loslässt weil  das erlösende Foto nicht kommt. Da unsere Kamera nicht mehr mitmacht, verletzen wir die Regeln dermassen, dass weder Elefant, noch Elefantenführer noch die umstehenden Touristen uns verstehen können. Schliesslich löst sich der Rüssel doch noch von meinem Hals und wir ziehen alle mit Johlen und Gelächter ab.