Montag, 17. Januar 2011

Riesenpandakult

Am 27. Mai 2009 war es soweit: Linhui hat um 10.39 ihr ersts Baby zur Welt gebracht. Ling Ping, so heisst das Kleine, ist seither die grosse Attraktion im Zoo von Chang Mai, wo die einzigen Riesenpandas Südostasiens ein "luxuriöses" Dasein geniessen. Wir stehen beeindruckt vor dem Vater Ling Ping's. Es ist für uns alle das erste Mal, dass wir den längst zum Kult gewordenen Bären quitschlebendig vor uns sehen.
Nicht lange ist es her, als im letzten Winter beim Berner Bärengraben zur grossen Überraschung aller zwei kleine Bärchen zur Höhle herauspurzelten. Mit dem Jöh-Effekt war der Finanzskandal des frisch eröffneten Bärenparks rasch vergessen und die drollig verspielten Jungbären turnten sich in die Herzen von Millionen. Auch wir waren damals dabei als in der Frühlingssonne Purzelbäume geschlagen und und die spriessenden Bäumchen zu waghalsigen Schaukeln wurden.
Das Kuschelbär-Image scheint ein weltumspannendes Phänomen zu sein. Nicht nur wegen dem chinesischen Habitats-Monopol des Riesenpandas hat das LOGO-Tier des WWF eine weltweite Sonderstellung. Jeder Zoo, der privilegiert ist, diese seltenen Bären zu beherbergen hat einen Kassenschlager auf sicher. Die Knut-Geschichte kann da Bände sprechen. Aber auch die Rückkehr des Bären in freier Wildbahn wurde geprägt durch eine sehr eigenartige Einstellung gegenüber dem so tollpatschig daherkommenden Plattfüssler.
Lia und Simea schauen sich den Dokumentarfilm von der Geburt bis zum ersten Geburtstag ganz gebannt an. Den Bären hier geht es besser als vielen Menschen in Thailand. Hat eine Spezie einmal Kultstatus erreicht spielt die sonst so anthropozentrische Sichtweise der Dinge keine Rolle mehr. Kein Aufwand wird gescheut, um die Tiere so zu halten, dass der Tierschutz ihnen gerne wieder ein bisschen mehr Dreck gönnen würde. Ich stehe vor der Fotogallerie, wo sich die Schönheitsprinzessinnen mit der Pandafamilie ablichten liessen. Auch der König war schon da und eine Reihe von Politikern mussten den Publikumslieblingen die Ehre erweisen. Soviel Tierliebe kommt einem schon fast unmenschlich vor... Nichtsdestotrotz, wir haben erstmals die Riesenpandas hautnah erlebt...