Freitag, 12. November 2010

Bangkok Post

Für den passionierten Papier-Zeitungsleser bringt die Grossstadt wieder einmal das Knistern eines Grossformats zwischen die Finger. "Bangkok Post" ist der Name, der im Nzz-Schriftzug die Frontseite meines Zeitungsfundes überdacht. Die Monsun-Flut und die politischen Unruhen im angrenzenden Burma dominieren die Schlagzeilen. Auf der Suche nach einigen internationalen Neuigkeiten bleibe ich vorwiegend im asiatischen Raum hängen. Europäische Themen scheinen sekundär. Der asiatische Blick verharrt im engeren geografisch-politischen Umkreis. Es sei denn, es handelt sich um europäische Staatsbesuche wie Barak Obama in Indonesien oder David Cameron in China oder um die Themen Börse und Wirtschaft, wo die Globalisierung vollendet scheint. Immer noch diese Währungsdebatte mit den USA, Auf- oder doch eher Abwertungen, Schuldenberge und -täler, Hypotheken und Zinsen, immer das gleiche, monotone Lamentieren in der Finanzlandschaft. Irgendwie fehlt der Biss, die Ironie und die Phantasie, um Lust auf Zeitungslesen zu kriegen. Falls hier überhaupt gelesen wird, scheint das Internet die kreativen Zeitungen zu vertilgen. Auch unter Reisenden läuft selten einer mit Zeitung herum, viel öfter doch mit Iphone oder Mini-Notebook. Trotzdem die Bangkok Post verbirgt noch einiges:
Das Thema Fischerei scheint nationale und internationale Schlagzeilen zu machen. Gestern haben die Fischer im Zentrum Bangkok demonstriert. Gleichzeitig nimmt die Leerfischung des Meeres vielerort dramatische Ausmasse an. Dazu finde ich ein Bericht über Malaysia. Der Kulturteil ist mit hässlicher Werbung zugkleistert und trotzdem ist dies der mit Abstand internationalste und abwechslungsreichste Teil, denn in den abschliessenden Business-Seiten bleibt nur noch die Wirtschaftsmacht China das Thema.
Aktualität aus dem Blätterwald würde aber eher farblos daherkommen, hätten wir heute nicht mindestens die Stimmung der Thai-Metropole mit dem Tuk-Tuk erkundet: Da liegen die Sandsäcke zu Tausenden am Flussufer, das von der Flut stark beieinträchtigt wurde, da sind die Fischmärkte in der Krise, da dominieren Riesenplakate mit Illusionen aus der Finanzwelt, da sind die Zeremonien zum 12. November, ein grosser Feiertag für den Buddhismus, aber nirgends sehe ich Zeitungsverkäufer. Diese Zeit ist wohl vorbei.

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