Montag, 1. November 2010

Moment please!

Die Tatsache, dass wir seit 6 Wochen nicht mehr selber kochen, ist zwar eine sehr angenehme Entlastung für uns, für Simea aber manchmal eine Qual der Wahl, die sie überfordert. Das Auswählen, Bestellen und überhaupt der sich immer wiederholende Ablauf mit Floskeln, Lächeln und Warten gehen ihr oft mächtig auf die Nerven. So ist sie die einzige, die sich ab und zu ans Selberkochen, ans Gewohnte zurücksehnt. Sobald sie ein Curry oder irgendetwas entdeckt hat, das ihr passt, will sie überall nur noch dasselbe, egal wo und zu welcher Tageszeit. Obwohl wir verständlicherweise experimentierfreudiger sind als die Kinder, geben auch wir uns neuen Gewohnheiten hin. So hat sich inzwischen eine Art Standardmenu herauskristallisiert, das bei jedem Hungerast die Stimmung wieder anhebt: Green Curry und Shrimps per la Mamma, Fried Chicken with Carlic and Pepper für die Mädchen und Musamman Curry mit Chicken für mich. Dazu natürlich genügend Reis und Wasser. Für Enya scheint keine Sauce zu scharf zu sein und mit meist bis zu den Ohren zugeschmiertem Gesicht überrascht sie uns immer wieder mit ihrer Offenheit für das Unbekannte.
Der kulinarische Reichtum der Thai-Küche ist beeindruckend. Wenn die Grundregel eingehalten wird, kein europäisches Essen zu bestellen, ist es fast unmöglich, enttäuscht zu werden. Die ganze Palette aus dem Meer, verschiedenste Gemüse und Gewürze von Zitrusgras, Ingwer zu Koriander und unglaublich feurigen Chilischoten: Eine kreative Küche, die sowohl indische wie auch chinesische Einflüsse nicht verschmäht. Oft bestellen wir dieselben Currys, die auch aus der selben Küche immer wieder anders schmecken. Ob auf dem Markt in den dampfenden Gassen oder im gepflegten Sea View Restaurant, es schmeckt einfach immer gut. Es gibt aber trotz dieser sehr komfortablen Versorgungslage immer wieder die altbekannten und gefürchteten Hungerattacken, die ebenso typisch für Kinder wie für Reisende sind. Das Unterwegs-Sein lässt einem nicht immer einen geordneten Essrhythmus einhalten. Für allfällige Hungerkrisen haben wir immer irgendwelche Notrationen dabei. Meistens sind dies Bananen und "Rosy's", so eine Art "Universal-DarVida"…
Das Schlüsselwort des Thai-Service ist bereits gut verankert im Wortschatz von allen: "Moment, please!" Sei es für die Bestellung, die Bezahlung oder für Auskünfte.
Da diese Momente zwischen 5 und 30 Minuten variieren können, ist dieses Stichwort je nach Hungerstadium mit gewissen Unsicherheiten verbunden. Inzwischen ist diese Standard-Floskel öfters der Startpunkt eines eher unangenehmen Wartens, bis die schreienden Vögelchen endlich die Schnäbel gestopft kriegen.

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