Dienstag, 2. November 2010

Phi Phi Ley

Seit drei Tagen regnet es ununterbrochen, sintflutartig, unerbittlich. So haben wir den Monsun bisher noch nicht kennengelernt. Seit drei Tagen verhangen unsere Blicke mit schleichenden Nebelschwaden auf der direkt vor uns liegenden Insel Phi Phi Ley. Phi Phi Ley ist eine magisch anmutende Felskopfgruppe, die ebenso verheissungsvoll wie auch mysteriös gegenüber unserem Strand liegt. Nicht zufällig diente sie als Drehort für den Hollywood-Streifen "The Beach". Spätestens durch diesen Film hat der Ort seine Jungfräulichkeit verloren, aber die mayestätisch, geheimnisvolle Ausstrahlung beeindruckt nach wie vor. Angezogen von diesen monumentalen, aus dem türkisblauen Wasser ragenden Kalksteinfelsen warten wir also immer noch auf einen sonnigen Lichtblick, der den erhofften Bootsausflug ringsum die Insel ermöglichen würde. Langsam werden wir ungeduldig, die Wettervorhersage lässt keine Hoffnung aufkommen. Deshalb vertrauen wir auf unseren Instinkt für "Zwischenhochs". Plötzlich taucht am Horizont ein kleiner Lichtstreifen auf, der durch den etwas schwächer gewordenen Regenvorhang, ebenso surreal wie erfreuend wirkt. Die Sonne erlöst uns aber noch nicht, obwohl die Stimmung langsam steigt durch ein hellgrau, das das schwarzgrau abzulösen scheint. Die See bleibt bewegt und die Bucht vor Phi Phi Don hat sich mit Fischerbooten gefüllt, die anscheinend vor dem Sturm ringsum Phuket geflüchtet sind. Via Thai-Fernsehen und den Small-Talks am Strand erfahren wir von den Fluten, die das ganze Land momentan heimsuchen. Um die Wetterlaunen kann sich niemand hier drücken, alle sitzen im selben Boot, ob Tourist oder Hotelbesitzer, ob Chinese oder Schwede.
Da, unverhofft reisst der Himmel auf. Es ist bereits 3 Uhr nachmittags. Wir haben  wenig Zeit, uns zu entscheiden. Jetzt oder nie, wir müssen dieses Sonnenfenster nutzen, packen Wasserflasche, Bananen, Schnorchel und die Mädels aufs Longtail-Boot und brausen los. Der Wellengang ist beträchtlich, Schaumkronen am Horizont..., kommt das gut? Die sonst mit Booten überbevölkerte Inselroute ist jetzt völlig verlassen, aber die Sonne kommt, und wie. Sie flutet die Kalksteinfelsen in ein wunderbares Licht, indem Wolken, Meer und Felsen ein wuchtiges Schauspiel abliefern. Auf der windabgewandten Seite treffen wir auf ruhigeres Gewässer bis wir schliesslich den Eingang zur "Maya-Beach" erreichen. Mei hat sich besonders auf diesen Augenblick gefreut, da sie "ihren" Strand einfach einmal gesehen haben muss. Wir tauchen ab zwischen unzähligen, farbig schillernden Fischen, die durchs Abendlicht noch einmal ihre schönsten Seiten zeigen. Lia und Simea schnorcheln sich mit erstaunlicher Selbstsicherheit durch die Unterwasserwelt. Wir schweben dank dem abendlichen Zwischenhoch in einer spektakulären Arena zwischen Kalksteinwänden im Türkisgrün. In einer zweiten Lagune auf der anderen Seite der Insel entdecken wir noch einmal eine überwältigende Kalkstein-Landschaft, dieses mal in völliger Ruhe, da wir neben einem zweiten Boot die einzigen, wohl letzten heutigen Gäste dieses atemraubenden Naturwunders sind. Während Simea und Enya vom Boot in den Schlaf geschaukelt werden, bleiben wir sprachlos, eingehüllt von dieser magischen Schönheit. Dankbar schicken wir einen Gruss zum Zwischenhoch Richtung untergehende Sonne und machen uns auf den Rückweg.


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