Samstag, 2. Oktober 2010

Alles fliesst

Monsun. es regnet, was das Zeug hält, Bindfäden mit einer Dichte, die ich bei uns nur in Form von höchst seltenen Unwettern kenne. Plötzlich entstehen Flüsse, braune Saucen, die von den nebelverhangenen, mit dichter tropischer Vegetation bewachsenen Hügeln hinunterrauschen. Die Luft wirkt sauber und der Regen hat leicht abgekühlt, d.h. von 35 auf 30 Grad, was sich motivierend auf unseren Bewegungsdrang auswirkt. Das Meer schäumt, schwarz kontrastieren die tief hangenden Regenwolken den hellen Sandstrand. Das Tosen der Brandung vermischt sich mit dem Prasseln des Regens, dem Rauschen der Bäche und Flüsse, ein Konzert des Wassers, das alles akustisch überflutet. Weit draussen auf der See ziehen Regenschleier wie mächtige Vorhänge an den schwach erkennbaren Inselsilhouetten vorbei.
Ich bin während einer kurzen Regenpause mit Enya auf dem Rücken dem Strand entlang unterwegs. Sie singt fröhlich vor sich hin, summt "Ringel Ringel Reihe" und zeigt auf jede davon rennende Krabbe, die sich mit ihrem Seitwärtsgang unglaublich flink in auf dem feinen Sand bewegen.
Plötzlich erfassen uns kräftige Windböen, erneute, schwere Tropfen deuten auf die nächste Dusche hin. Glücklicherweise habe ich einen grossen Schirm dabei. Bald jedoch nützt eben dieser Beschützer gar nichts mehr, da es bei diesem Wind unmöglich ist noch vorwärts zu kommen. Enya und ich müssen eine Weile im Dickicht des an den Strand angrenzenden Tropengehölzes verschwinden, um etwas Schutz vor dem Toben des Gewitters zu finden.
Alles trieft und schwitzt und fliesst. Der grosse Auftritt des Wassers führt uns die Naturgewalten des vermeintlichen Tropenparadieses vor Augen. Der Wechsel vom leuchtenden Himmelblau zur grauschwarzen Wetterhölle ist hart aber beeindruckt uns auf erfrischende Weise, da die Hitze und die unerbittliche Sonne auf Dauer ein solcher Stimmungswechsel irgendwie zu provozieren scheint.
Enya und ich sind trotzdem froh, als wir wohlauf, nass und eher müde wieder in unser bereits vertraut gewordenes Zuhause zurückfinden.