Donnerstag, 21. Oktober 2010

Low Season

Wieder einmal mit dem Töff unterwegs machen wir Halt am Klong Dao Beach. Die Neugier führt uns an einen menschenleeren Strand, wo sich gerade das Meer vom angeschwemmten Müll zurückzieht. Auch hier schert man sich wenig um die von der Monsunströmung verursachten Auslegeordnung menschlicher Spuren: Low Season. Der sonst feinsäuberlich geputzte Strand hinterlässt einen eher zweifelhaften Eindruck. Junge Fischer lungern herum, ziehen sich entweder in Schatten unter die Palmen zurück oder tuckern gemächlich  aus der Bucht. Wir schlendern an scheinbar verlotterten, bankrotten oder tendenziell geschlossenen Restaurants und Bungalow-Anlagen vorbei. Es riecht nach Baustelle. Benzin- vermischt sich mit Farbgeruch, frische Farben mit frischem Fisch.
Die Menschen bewegen sich, wenn überhaupt, in Zeitlupe in dieser Mittagshitze. Kaum kommt die erlösende, abkühlende Meeresbrise gegen den späteren Nachmittag wieder auf, beginnt aber wieder eine erstaunliche, wenn auch irgendwie versteckte Geschäftigkeit. Es klopft und hämmert an allen Enden und Ecken. Dieser für tropische Verhältnisse erstaunliche Aktivismus lässt schliessen, dass die "Peak Season" nicht mehr fern liegt. Was während den letzten Monaten im Monsun brach lag oder einfach einer gewissen Gleichgültigkeit der "Low Season" zum Opfer fiel, muss jetzt innerhalb von kürzester Zeit ins Lot gebracht werden. Für uns als Nebensaison-Reisende hat die Stimmung zwei Seiten,  die schnell von Romantik in Melancholie umschlagen kann. So ziehen wir von einem originellen, wunderschön gelegenen Baumhütten-Resort wegen herumlungernden Hunden und einer völlig verwahrlosten Gartenanlage im tristen Monsungrau mit einer kleinen Depression von dannen. Weil das abgelaufene Bier nicht mehr geniessbar ist, die Toiletten seit Wochen nicht mehr gereinigt oder die Palmblätter der Dächer so tief hängen, dass sie eher wie Hängematten denn als Regenschützer wirken, kann die "Low Season" in "Low Vibes" umschlagen.
Zum Glück bewegen wir uns mehrheitlich auf der Sonnenseite der Nebensaison: Ruhe, Freundlichkeit, Zeit bei Touristen und Einheimischen, tiefe Preise, wenig Schiffs- und Autoverkehr, ab und zu ein erfrischender Regenguss, einsame Strände, Pools und Ausflüge ins Dickicht oder aufs Meer. Sowohl was wir zur Zeit erleben wie auch die Reisgeschichten, die wir erfahren, überzeugen uns immer mehr. Wir kehren nicht in der Hauptsaison nach Thailand zurück.

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