Montag, 4. Oktober 2010

Sandburgen

Sandburgen sind eine alte Leidenschaft von mir, die mich jederzeit wieder in meine Kindheit zurückversetzen können. Sandburgen geben jene Bodenhaftung, die beim Anblick der vorbeiziehenden Gewitterwolken fehlt. Sie verkörpern die Brücke zwischen dem Himmel und Meer, das Handfeste umgeben von Luft und Wasser. Sandburgen lassen Träume erwachen, lassen Ideen entstehen und charakterisieren Machtgelüste wie auch der Hang zur Schönheit des "Homo Faber". Sandburgen widerspiegeln insofern Machbarkeitsdrang und Vergänglichkeit, Kreativität und die Grenzen der Schwerkraft.
Wir bauen mit Holz und Sand eine wunderschöne Burg im Auslauf eines Monsunbaches, der ins Meer mündet. Je nach Strömung und Regenfall liegt diese Zone zwischen Salz und Süsswasser, so quasi im potentiellen Mangrovengürtel unseres Strandes, im "Sweet and Sour" des Wasserhaushaltes. Die Wasserversorgung unserer Wassergräben versiegt allmählich durch den abnehmenden Wasserstand des Baches, während die Flut einsetzt und unsere Burg langsam von der Meeresseite mit Wasser versorgt. Irgendwie total faszinierend, wie der Standort unserer Sandburg Natur und Kultur im Wechsel der Gezeiten und der Monsunlaunen zu einem Objekt von philosophischer Ausstrahlung macht.
Alle sind von Kopf bis Fuss beklebt mit Sand und wir suchen langsam den Abschluss unserer offenen Architektur, ein weiteres unbedeutendes Meisterwerk von kurzer Dauer, das aber bei den Girls Stolz und Spannung auslöst. Mit den Muscheln auf jedem Turm leistet auch noch Enya ihren Beitrag mit höchster Konzentration und Ernsthaftigkeit.
Sandburgen sind eine Faszination, von der ich nie loskommen will, weil sie die Wahrnehmung für das Schöne schärfen und die Grenzen des Machbaren so direkt aufzeigen. Sie lehren, an die eigene Kreativität zu glauben und die Vergänglichkeit zu akzeptieren. Es lebe die Sandburg!
Zum ersten Mal fühle ich, dass auch bei den Mädels so etwas wie ein gewisses Interesse aufkeimt. Bisher fühlte ich mich ziemlich alleine mit meiner Leidenschaft, mal schauen, wie sich das noch weiterentwickelt. Es wäre nicht die einzige Leidenschaft, die ich mit meinen Töchtern nicht teilen werde.

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