Montag, 11. Oktober 2010

Entwindeln

Die Thais verwenden für die Notdurft ihrer Kleinkinder bekanntlich keine Windeln, wie es in den meisten Ländern mit warmem Klima und eher tiefem Lebensstandard völlig normal ist. Mit ungutem Gefühl sind wir mit einem Pack Migros-Budget-Windeln vor einem Monat losgezogen. Die Idee im Hinterkopf, Enya dann irgendwie trocken zu therapieren war noch nicht wirklich ausgereift. Bei Enya waren noch überhaupt keine Anzeichen erkennbar, dass sie sich interessieren würde, wo, wann und in welcher Form sie sich entleeren würde. Da wir uns grundsätzlich gerne den fremden Sitten anpassen, um eine minimale Integration im Land anzustreben, versuchen wir nun auch bei Enya dieses kleine Problemchen auf die thailändische Art zu lösen: laissez - faire ohne Windeln und die Natur richtet's. Bisher ist das Resultat noch sehr bescheiden, sodass wir bereits beinahe traumatisiert sind von den braunen und feuchten Überraschungen, die sie uns an Orten wie am Swimming-Pool, auf dem Tisch oder im Einkaufsladen hinterlässt. Was bei uns als höchst peinliches Vorkommnis eingestuft wird, ist bei den Thais ein alltägliches Ereignis, das höchstens ein Achselzucken und ein Lächeln verdient.
Die bisher eher durchzogenen Erfahrungen mit dem frühzeitigen windellosen Dasein Enya's haben dazu geführt, dass ich nun immer ein Plastiksäcklein in der Hosentasche mitführe, wie es sich die Hundebesitzer bei uns gewohnt sind.
Inzwischen hat Enya sichtlich Freude am "Gagi-Bisi-Spiel", das aber leider nicht nach unseren erwünschten Regeln abläuft: Sie lässt ihren Bedürfnissen freien Lauf und vollführt dann oft einen Freudentanz an Ort und Stelle, begleitet mit lautem und freudigem Rufen. Den Trick, wie wir sie dazubringen irgendeine Vorwarnung abzugeben, haben wir ebenso wenig rausgefunden, wie die Früherkennung von irgendwelchen alarmierenden Anzeichen. Diese Übergangsphase bleibt auch am Strand eine knifflige Sache. Mindestens ein Ziel ist erreicht: Enya will keine Windeln mehr anziehen und sträubt sich dann meistens so sehr, dass dies beinahe nicht mehr möglich ist. Vermutlich wird sich keine Strategie wie so oft als beste erweisen. So sollten wir einfach auf die sich selbst organisierende Natur vertrauen und noch einige Zeit mit dem Plastiksäckli in der Hosentasche wachsam sein.