Montag, 25. Oktober 2010

Was nützen Quallen?

Lia hat eine besondere Begabung, die wohlbekannten "Warum-Fragen" der kindlichen Neugier so zu stellen, dass meine Antworten oft zu lang ausfallen. Entweder ist dies auf mein Unvermögen zurückzuführen oder eben auf die besonders geschickt gestellten Fragen. Ein "kinder-philosophischer" Dauerbrenner ist die Frage warum und wozu das Böse und das Unangenehme denn in der Welt ist. Eine ebenso tragische wie auch theologisch knifflige Frage, die vom unverdorbenen Kinderdenken zeugt. Lia beschäftigt dies momentan in der hiesigen Tierwelt und so fragt sie uns, was eigentlich Quallen, Fliegen oder Mücken nützen und wieso es die überhaupt gibt, da diese doch nur störend wirken oder sogar Schmerzen verursachen.
Ausgehend von einer Idee, dass die Schöpfung, bzw. das Universum so aufgebaut ist, dass alles Seiende miteinander verbunden, ein komplexes, funktionierendes Ganzes ergibt, ist die Frage nach dem Leiden bis in die winzige Tierwelt bedeutend. Auf der Suche nach einer Antwort treibe ich von der Evolutionstheorie bis zur speziellen ökologischen Bedeutung der Quallen. Ich komme nicht am Fressen und Gefressen werden vorbei. Der Mensch scheint sich irgendwie über diese Logik hinweggesetzt zu haben und bestimmt jetzt über Nutzen und Schaden von Ökosystemen als angeblich alleiniger König der Schöpfung.
Natürlich bleibt es eine Spielerei, nach dem Nutzen von Schädlingen und gefährlichen Tieren zu fragen. Spannend bleibt die Sache aber trotzdem, wenn es darum geht kindertaugliche Antworten mit wissenschaftlichen Erkenntnissen abzustimmen. Quallen können ganz unterschiedlich genutzt werden und taugen trotz ihrem Gift sowohl für den Speisezettel wie auch für wissenschaftliche Zwecke. Die Palette reicht von Knorpelerstatz für Gelenke bis zu Kosmetika. Der Mensch kann also auch Quallen zu seinen Gunsten nutzen. Welche Beitrag leisten darüber hinaus Quallen zum Ökosystem Meer? Arbeiten sie als Indikatoren, Katalysatoren, Animatoren oder Pulsatoren?
Abgesehen vom Nutzen für den Menschen, interessiert natürlich auch die spezielle Überlebensstrategie, die seit 505 Millionen Jahren sicher funktioniert. Das Quallengift hat sich so durchgesetzt, dass die giftigste aller Quallen, die Seewespe, Menschen innert Minuten töten kann.
Lia hat zwei Bisse beim Schnorcheln erwischt, die sich hier mit Kräutern aus dem nahen Dschungel heilen lassen. Die Verbrennung klingt relativ rasch wieder ab, aber eine definitive Antwort auf ihre Frage ist noch nicht in Sicht...