Samstag, 16. Oktober 2010

7Eleven

Würste bräteln ist sowohl eine Stimmungsbombe für die Kinder wie auch ein mit heimatlichen Gefühlen verbundenes Ritual. Am Strand hat dies seinen besonderen exotischen Reiz. Ohne echte Wurstwaren, kann der Sonnenuntergang noch so schön sein, ist aber die Brätelromantik gestört. Wir versuchen, ein "cervelatähnliches" Häppchen aufzutreiben, was sich auf dieser Insel als schwieriges Unterfangen herausstellt. Vielleicht werden wir in den nächsten Tagen ja noch fündig.
"7Eleven" ist mittlerweile das unheilvolle Stichwort, mit dem wir das bisher am ehesten mit Cervelats Vergleichbarem verbinden. Allerdings sind diese "7Eleven"-Filialen etwas vom Geschmacklosesten und Unausstehlichsten, was ich im sonst kulinarisch so vielfältigen Thailand bisher angetroffen habe. Selber schuld, man geht auch nicht in Südthailand auf Cervelat-Suche, oder? Tja trotzdem, "7Eleven" ist die Kehrseite der Globalisierung, was Essgewohnheiten betrifft. Das Toastbrot, die Chips und Biscuits sowie Unmengen von Nestlé-Produkten türmen sich in einem Produktesortiment, das irgendwie skrupellos wirkt. Eine riesige Auswahl von Lippenstiften und Kaugummis sowie Milchdrinks und Fertigbackwaren füllen das unterkühlte Ladeninnere. Der weltweite Trend zum "Convenience-Food" hat dazu geführt, dass "7Eleven" inzwischen mehr Filialen zählt als McDonalds. In Thailand sind dies inzwischen 5407: Platz drei nach Japan, dem Mutterland und den USA als Ursprungsland der McDonaldisierung. Aber für den verwöhnten europäischen Konsumenten verbirgt sich da vielleicht doch noch etwas zum "Bräteln"? Und tatsächlich, da liegt so etwas wie ein Wurstgeschmack in der Luft, welcher sich anscheinend von der Ladentheke neben der Kasse ausbreitet: Da liegen lange, dünne, farblose Würstel, auf einem nach Spielzeug anmutenden Elektrogrill, die den ganzen Raum ebenso unappetitlich wie unerbittlich erfüllen. Dieser Geruch nimmt dem hartgesottensten Wurstliebhaber die Lust nach Bräteln. Allmählich will ich mich schon abfinden mit dem Gedanken eines wurstlosen Abends. Aber das Schlüsselwort "Wurstbräteln" ist den Kindern nicht so einfach durch diese grausigen, bleichen Fleischschlangen aus dem Kopf zu schlagen. Nach einem zweimaligen Rundgang durch die engen Ladengestelle überwinde ich mich den Kindern zu liebe trotzdem, ein paar vakumierte Würstchen einzukaufen.
Bald sitzen wir am Strand und die Stimmung der Dämmerung macht das Gruselsortiment, das über 39000 Mal rings um den Globus seinen Unfug treibt, langsam aber sicher vergessen. Die Würste schmecken übel, aber mit Sand und Meersalz an den Fingern fragt niemand mehr danach. Ausser Lia, bei Ihr war die Wurst am Stecken mehr Weg als Ziel, so landet sie dann wieder im Feuer, wo sie eigentlich auch hingehört.