Mittwoch, 6. Oktober 2010

Stranden

Strand ist Strand, oder doch nicht? Was treibt die Menschen an den Strand und dann noch von einem zum anderen? Wie sieht der perfekte Strand aus? Und wieso locken diese Strände Millionen von ferienhungrigen, alltagsgeplagten und Iphone-süchtigen Erholungssuchenden jährlich in die vermeintlichen Meeresparadiese? Irgendwie kann ich die getriebenen Strandsucher nicht verstehen, die von einem Strand zum anderen pilgern, um niemals ihren Erwartungen gerecht zu werden. Ist nämlich einmal ein Strand perfekt, dann fehlt es sicher an Infrastruktur oder an der Ruhe, es sind Sandflies im zu warmen Meerwasser oder Plastikmüll stapelt sich unter den Palmen. Kann gut sein, dass einem dann sogar andere Strandjäger die Einsamkeit verderben oder die Strandbar einfach schlechte oder zu laute Musik abspielt. Zudem ist die Sonne so gnadenlos in diesen Breitengraden, dass entweder krebsrote Rücken, überhitzte Sandflächen oder sogar Kopfschmerzen und ständiger Durst einem den Strandgenuss verderben. Wieso also so ein Riesengeschäft mit all dieser Strandatmosphäre, die Erholung und Erlösung vor dem Alltag vorgaukelt?
Es ist die Sehnsucht nach der Weite des Meeres, nach einem Horizont, der Hoffnungen weckt, nach Schönwetterwolken und Luxusjachten. Es ist die Macht der unergründlichen Tiefe des Meeresblau, des Kontrastes zwischen Erde und Wasser, der aufeinandertreffenden Elemente. Es ist der Drang nach dem reinen Sternenhimmel und der rauschenden, nie zur Ruhe kommenden Brandung, nach dem salzigen unverkennbaren maritimen Geruch.
Die Faszination liegt auf der Meeresseite, aber wieso Strand? Es gibt die verschiedensten Variationen von Meeresküsten, die viel spektakulärer und spannender sind, als die banalen Sandstrände. Der Sand ist wohl wegen seiner pflegeleichten Banalität so geeignet den grossen Massen den Zugang zum Meer zu verschaffen, ohne sich ein Bein zu brechen oder von scharfen Felsen die Füsse zu zerschneiden, ohne sich eben gross zu bemühen, einfach praktisch halt. Dies teilen auch die Kinder, klar, dass es am Strand einfach am schönsten ist, um auf den Wellen zu reiten, sich so richtig einzusanden oder Muscheln zu sammeln und Spuren zu verfolgen. Und bei diesen typischen Beschäftigungen merken wir halt doch, dass Strand nicht einfach Strand ist, denn wie so oft liegt der Teufel wieder im Detail: Wie spielen Ebbe und Flut mit? Wie geeignet ist der Sand für Sandburgen? Wieviele Muscheln und welche Arten davon sind zu finden? Wie flach ist der Strand? Wie stark ist die Strömung? Wo kann man Schnorcheln? Wie sauber ist das Wasser? Gibt es Schatten, Bäche und Flüsse, die ins Meer münden? Die Liste könnte noch viel länger werden, je länger wir an den Stränden unsere Zeit vertreiben. Bleibt nur noch zu sagen, bis jetzt sind wir gut gestrandet.