Samstag, 9. Oktober 2010

Zahlungsmoral

Seit wir nicht mehr selber kochen und sogleich nach dem Essen die Rechnung begleichen, wie es sich gehört, ist für Lia und Simea das Zeitalter des Zahlungsverkehrs angebrochen. Plötzlich wird das Bezahlen zum integralen Bestandteil des täglichen Konsums. Was bisher selbstverständlich auf dem Tisch war, wo wir bisher selbstverständlich Kleider anzogen, schliefen oder Zug und Auto fuhren, da müssen wir jetzt jedes Mal das Portemonnaie zücken und mit den langsam vertrauter werdenden thailändischen Baht bezahlen.
Sowohl Lia wie auch Simea haben dazu ihr eigenes Geldtäschli, mit dem sie sich nun seit etwa 2 Wochen mit unglaublichem Eifer darum streiten, wer wieder bezahlen darf. Simea findet das Bezahlen nur interessant, wenn sie mehr "Bätzeli" heraus bekommt, als sie selber bezahlt hat, ansonsten findet sie das Spiel gar nicht lustig. Und so versuchen wir mit ihr jedes Mal so zu bezahlen, dass sich ihr Geldsäckli eher füllt als leert. Dies hat zur Folge, dass sie meint, die Leute, bei denen wir essen gehen bezahlen uns, dass wir bei Ihnen einkehren! Eine wahrlich königliche Einstellung, die für ein gutes Selbstbewusstsein sorgt. Lia nimmt das eher locker mit dem Rückgeld, versucht aber umso mehr, ihr Kinder-Englisch beim alltäglichen Ritual der Bezahlung zu perfektionieren: "I d`like to pay" und "Can I have the bill, please" waren ihre ersten perfekt gesprochenen Englisch-Sätze. Inzwischen entwickelt sich das Vokabular rasant und zum Erstaunen aller mischt auch Simea und sogar Enya mit.
Anfänglich entwickelten sich heftigste Streitereien, wer nun bezahlen darf. Deshalb mussten wir die Regel einführen, dass jedes Mädel ihre "Zahltage" hat. Bei Müdigkeit oder Hunger ist das Thema aber immer noch ein Auslöser für Streitigkeiten oder Wutanfällen von Simea. Simeli hat ihr Portemonnaie von Götti Michi dermassen überbelastet, dass nun bereits die ersten Nähte reissen.
Tja, auch diese Phase wird einmal vorbei sein und ich gehe davon aus, dass sich die Zahlungsmoral auch bei unseren Mädchen nicht immer mit diesem Elan aufrechterhalten lässt.

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