Freitag, 1. Oktober 2010

Paradiesfarben


Welche Farbe hat das Paradies? Kann es einem noch besser gehen, als uns, die wir in dieser wunderbaren Strand- und Tropenwelt mit  Kinderaugen in den Tag hineinträumen? Auch im hiesigen kleinen Paradies gibt es Tränen, Hunger und müde Kinder, leider, muss ich schon fast sagen, doch ohne Tränen auch kein Lachen und ohne Hunger auch keine leckeren Currys. Wir sind zwar in einem völlig entspannten Zustand, die Kinder jedoch lassen die Stimmungskurve schwanken, und dies ist, obwohl das Zwängen und Chären einfach dazugehört, wohl auch natürlicher, als eine sinnentleerte Welt, wie es das Paradies oder das Schlaraffenland sein können.
Noch nie konnten wir uns eine solche luxuriöse Suite leisten, wie wir sie hier vorfinden. Unsere vergangenen Backpacker-Erfahrungen bewegten sich immer in Billig-Unterkünften, Jugendherbergen oder in Traveller-Kreisen. Nun sind wir ungewollt in der stilvollsten Loge gelandet, die wir am Meer angetroffen haben und es stimmt da einfach alles: Eine architektonische Stilmischung aus Mittelmeer, Feng Shui und Hundertwasser bildet den Rahmen mit einem paradiesischen Tropengarten, Blick aufs Meer und Kokospalmen, die im Rauschen der Brandung wedeln und schliesslich angenehmen Düfte, die einem einhüllen in ein Wohlgefühl, das die Leichtigkeit des Seins durch Mark und Bein fliesst.
All dies ermöglicht uns die Nebensaison und unserer Langzeitaufenthalt, da die Preise nur noch ein Viertel des Normaltarifes betragen. Dazu kommt ein Kinderbonus, den wir beim Verhandeln voll eingesetzt haben. Thailand in der Nebensaison ist ein echter Renner und die Vorstellung, dass an diesen wunderschönen Orten plötzlich alles bevölkert sein soll, kommt fast einem Albtraum gleich. Sobald diese dicken, weissen, besoffenen und herumgrölenden Weihnachtseuropäer angekommen sind, wird es definitiv vorbei sein mit dem Paradies. Wir haben dazu schon einige Geschichten gehört, die uns eher traurig stimmten.
Nicht nur Ko Samui und Kao Lak scheinen diesbezüglich ihren Reiz komplett verloren zu haben, auch viele andere vielgelobte Strände und Inseln haben den Massentourismus der letzten zehn Jahre teuer bezahlt. Glücklich wähnen wir uns deshalb doppelt, die Monsunzeit ausgewählt zu haben, um doch noch im Paradies zu schnuppern.